BEZAHLBARER WOHNRAUM

Eine Stadt für alle – Wohnraum für alle – aber wie? 

Wohnst du schon oder suchst du noch?  Wir wünschen uns, dass Konstanz eine offene, lebendige, vielfältige Stadt bleibt,  in der alle Menschen willkommen sind und ein Teil der Stadtgesellschaft werden können. 

Wir brauchen bezahlbaren Wohnraum, das ist nicht neu. Was tun? Es gibt nicht nur eine Lösung. Die Stadt kann an diesen Stellen Einfluss auf den Wohnungsmarkt nehmen:

Wohnen für ALLE  –  Studierende, Auszubildende, Beeinträchtigte und Familien 

Wir setzen uns ein für Ausbildungswohnheime,  Betriebswohnungen und bezahlbaren Wohnraum für Familien. 

Die Konstanzer Bevölkerung wächst schneller, als  gebaut werden kann. Der Wohnungsmarkt funktioniert in vielen Segmenten nicht mehr. Dies gilt für Studierende oder Auszubildende, für Menschen mit Beeinträchtigungen für finanziell schwache Familien und eigentlich mittlerweile auch für Einwohner*innen mit mittlerem Einkommen. Wenn Fachkräfte aus der Kinderbetreuung, bei der Feuerwehr und auch bei der Verwaltung keinen Wohnraum für sich und ihre Familien finden oder sich diesen nicht leisten können, treten sie ihre Stelle gar nicht erst an. Wir brauchen jedoch diese Menschen sehr!
Es gibt leider gerade für Menschen mit einer Beeinträchtigung nicht genug geeigneten Wohnraum. Wir wünschen uns, dass unsere Stadt sich dafür stark macht, dass hier eine größere Aufklärung in der Verwaltung und in der Baubranche voranschreitet. Zusätzlich möchten wir, dass Inklusions-Wohnprojekte gestartet und gefördert werden und dass bei Bauprojekten eine gute Durchmischung in der Auslobung steht. 

1.1  Geförderte Wohnraum Rotation

Viele Einfamilienhäuser oder große Wohnungen werden nur noch von ein oder zwei Personen bewohnt, wenn die Kinder ausgezogen sind. Alle älteren Menschen sollten, wenn sie sich verkleinern wollen,  möglichst im eigenen Stadtviertel ein passendes Wohnangebot finden. Das bisherige Programm RAUMTEILER soll ausgebaut werden. 

1.2 Gegen die Einsamkeit durch die Gemeinschaft- Altersgerechte Wohnungen im Quartier 

Wir möchten uns dafür einsetzen, dass möglichst in jedem Quartier altersgerechter Wohnraum entsteht. d.h. kleinere Wohnungen, die bezahlbar sind und die Möglichkeit in sich tragen  Gemeinschaft entstehen zu lassen. 

1.3  Leben statt Leerstand in unseren Wohnungen

In Zeiten extremer Wohnungsknappheit können wir uns keinen Leerstand und keine Umwandlung von Wohnungen in Ferienwohnungen mehr  leisten.

Auf Initiative des Jungen Forum Konstanz ist es seit 2015 untersagt, dass Wohnungen in Ferienwohnungen umgewandelt werden. 2019 wurde dieses Zweckentfremdungsverbot  bis 2025 verlängert. Unsere Stadtverwaltung sollte noch besser kontrollieren, ob dies eingehalten wird und Vermieter motivieren, vorhandene Ferienwohnungen wieder dauerhaft zu vermieten.

1.4  Nachverdichtung und Neubaugebiete

Es gibt bereits gute Beispiele für gelungene Umbauten und Aufstockungen vorhandener Gebäude. Diesen Weg müssen wir weiter verfolgen! So können wir relativ schnell und ohne zusätzliche Bodenversiegelung bezahlbaren Wohnraum schaffen.  

Wenn es Neubaugebiete geben sollte, dann auf sorgsam ausgewählten Flächen, nachhaltig, ökologisch und zukunftsweisend.  

1.5  Flächensparende Konzepte

Wenn neu gebaut wird, brauchen wir flächensparende Konzepte. In Zukunft können wir nicht mehr so viel Land verbrauchen wie bisher. Gute Raumkonzepte ermöglichen bei weniger Fläche denselben Komfort. 

In Zukunft sollen städtische Flächen nur noch an Baugemeinschaften vergeben werden, die flächensparende und gemeinwohlorientierte Konzepte mit Gemeinschaftsräumen oder  Clusterwohnungen umsetzen. Die Stadt soll die Vielfalt und eine gute Durchmischung der Generationen und der sozialen Schichten zur Bedingung machen.

1.6 Baugemeinschaften fördern

Wir möchten und brauchen weitere Player, die der Stadt Charakter verleihen, einer davon sind Baugemeinschaften. Gebetsmühlenartig fordern wir seit 10 Jahren die Stadt auf, endlich die versprochenen Flächen freizugeben. Das gemeinschaftliche Planen und Bauen ist Teil des Handlungsprogramms Wohnen. So könnten Bauwillige durch ihre  Gemeinwohlorientierung eine Nachbarschaft und im besten Fall ein Quartier prägen. Das wäre eine echte Bereicherung.

1.7  Weniger Parkplätze – mehr Wohnen

Bundes- und Landesbauvorschriften können wir nicht beeinflussen, dafür aber städtische Satzungen. Wir sind für eine radikale Änderung der Stellplatzsatzung: Reduzierung der Stellplätze auf ein Minimum, wenn gewünscht auf Null. Ein Zwang für aufwendige Tiefgaragen und teuere Stellplätze würde entfallen. Dies müsste allerdings z.B. durch einen Platznachweis in einer Quartiersgarage ausgeglichen werden. 

1.8  Bebauungspläne: Blockrand schlägt Punkthaus.  

Die Stadt muss flächensparende, ressourcenschonende Bebauungspläne aufstellen, so kann man noch vor Baubeginn sparen. Eine Blockrandbebauung wie im Paradies, wo Häuser mit 6 bis 8 Wohnungen pro Hauseingang nebeneinander stehen, ist flächensparender als einzeln stehende Punkthäuser und schafft nebenbei ein angenehmeres Miteinander in der Hausgemeinschaft.   

Weitere Luxuswohnungen sind angesichts der Flächenknappheit  nicht sozialverträglich. 

1.9  WOBAK – Spitalstiftung und andere Initiativen fördern 

Die Spitalstiftung und die WOBAK sind wichtige Säulen der Stadt, wir schätzen sie sehr und wollen diese weiterhin unterstützen und stärken. Aber gerade jetzt sollten wir sie auch in die Pflicht nehmen, die dringend benötigten Wohnungen zu bauen und nicht auszusetzen, um auf Landes- oder Bundesförderung  zu warten. Alle Akteure müssen aus ihrer Komfortzone heraus! 

Die Stadt soll aus unterschiedlichen Wohnbauorganisationen bestehen: WOBAK, Baugemeinschaften und neuen Playern, wie z.B. den Hoffnungshäusern in Petershausen, wo Einheimische und Geflüchtete zusammenkommen.

1.10 Neue Wohnformen fördern

Wir wissen, dass das herkömmliche Bauen mit Beton und Stahl an seine Ressourcengrenzen gelangt ist. Wir unterstützen mutige Konzepte und Experimente mit regenerativen Ressourcen oder bereits vorhandenen Baumaterialien. In der HTWG gibt es zum Beispiel hervorragende Forschungskapazitäten, die dabei helfen können. 

Mit seriellem Bauen, einfachen Grundrissen, kleineren Wohnungen, Sharing-Flächen,  keinen Tiefgaragen etc. lassen sich Kosten sparen. 

Auch bisherige Gewerbeflächen könnten teilweise in Wohnraum umgewandelt werden, wenn deren Ursprungsnutzung nicht mehr möglich ist. Voraussetzung wäre, dass Gewerbegebiete in Mischgebiete umgewandelt werden. Das ist ein für uns wichtiges Anliegen.

1.11 Grundsteuersatz: Mietsteigerung abmildern 

Die Grundsteuerreform ab 2025 bringt für nicht wenige Menschen eine deutliche Wohnkostensteigerung. Die Vermieter*innen werden diese Kosten in logischer Folge direkt auf die Mieter*innen umlegen. Damit muss sich die Stadtgesellschaft auseinandersetzen.

1.12  Bodenpolitik: die Stadt soll Boden besitzen 

Wir setzen uns für eine aktive Bodenerwerbspolitik durch die Stadt ein (beispielsweise in Anlehnung an das Ulmer Bodenerwerbsmodell). Beim Hafner wird das derzeit praktiziert. Die Stadt muss ihr Vorkaufsrecht nutzen. 

1.13 Erbbaurecht

Auf das in der jüngeren Vergangenheit selten eingesetzte Erbbaurecht sollte in Zukunft wieder stärker zurückgegriffen werden. Ein Mittel, bei dem die Kommunen langfristig Einfluss auf Grund und Boden erhalten und gleichzeitig die Bodenspekulation verhindern. Die, die auf einem Erbpachtgrundstück bauen, haben den Vorteil, den hohen Grundstücksanteil nicht zahlen zu müssen, sondern entrichten eine Pachtgebühr über den Vertragszeitraum.

Wir möchten, dass Konstanz wieder attraktive Erbpachtverträge mit einem bezahlbaren Zins vergibt, um mehr Menschen die Möglichkeit zum Bauen zu geben. Die Stadt braucht hier nur einen leichten Überschuss erwirtschaften und muss nicht gewinnorientiert arbeiten.

Verwaltung als beratende Partnerin

Wir haben in dieser Stadt hervorragende Architekt*innen, Ingenieure, Bauleute und mit Bauprojekten erfahrene Bürger*innen. Viele von ihnen bringen sich gerne ein. In einem guten Miteinander, gemeinsam mit der Verwaltung, sollte es gelingen, für die Zukunft wertvolle Lösungen zu finden. Wir setzen uns dafür ein, dass diese Zusammenarbeit willkommen ist und gelingt.  

Viele Hauseigentümer*innen sind bei ihren Bau- oder Umbauplanungen überfordert und freuen sich über eine Verwaltung, die mehr berät als reglementiert. Wir möchten an einer solchen Verwaltung arbeiten.

 

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