Der Andrang war recht groß mit etwa 70-80 interessierten Bürgern aus Egg, die zum Ortstermin auf Einladung der Fraktionen gekommen waren. Vertreter der Freien Grünen Liste, der Linken Liste, der FDP, der Freien Wähler, der SPD und alle vier Räte des jungen Forums Konstanz waren am Abend des 31. August auf der Egger Dorfwiese, um mit den Anwohnern in den Dialog zu treten.
Ein Ansinnen, das in den Augen der Bürger aus Egg viel zu spät kam – viele der Diskussionsbeiträge kritisierten mangelnde Bürgerbeteiligung und Transparenz seitens der Verwaltung. \“Hinters Licht geführt\“ fühle man sich, und es wurden wiederholt Zweifel an der Richtigkeit von Aussagen der Verwaltung geäußert, sei es hinsichtlich der Zuschüsse durch das Land (ob diese an den Standort Egg gebunden seien) oder der Belegungszahlen der in Egg geplanten Anschlussunterbringung.
Die Veranstaltung wurde souverän und sehr ruhig von Gisela Kusche aus der FGL moderiert, wofür ihr großer Dank gebührt, denn die Stimmung war teilweise hitzig bis explosiv.
Da wir in Konstanz aber die uns vom Land zugewiesenen Flüchtlinge unterbringen müssen, und die offiziellen Zahlen momentan von 800 bis Ende 2015 und weiteren 1300 bis Ende 2016 ausgehen, werden wir auch Anschlussunterkünfte brauchen für diejenigen Flüchtlinge, die nach 2 Jahren oder nach Anerkennung des Asylantrages aus der Gemeinschaftsunterkunft ausziehen dürfen.
Diese Unterkünfte werden vorrangig auf Flächen, die der Stadt gehören und die ausgewiesenes Bauland sind, gebaut werden. Es führt kein Weg daran vorbei. Die von den Bürgern gewünschte Mischbebauung mit Familien/Senioren/Rentnern würden wir gerne unterstützen, ebenso den Wunsch nach Unterbringungen mit nicht mehr als 40 Bewohnern und einem Gemeinschaftsraum.
Die Verwaltung prüft momentan noch Alternativstandorte, so wie wir es auch im Rat gefordert hatten. Ob dabei tatsächlich ein alternativer Standort herauskommt, hängt aber von externen Faktoren ab. Denn Gelände aus Privatbesitz oder Landesbesitz unterliegen nicht unserem Einfluss. Auch weitere konkrete Fragen wie die nach dem Baufenster, der tatsächlichen Größe und Architektur des Gebäudes und der Anzahl an Menschen, die dort wohnen können, sind noch nicht abschließend geklärt.
Fazit: Die Egger sagen, sie hätten nichts gegen Flüchtlinge, nur halt nicht auf ihrer Dorfwiese, dem Mittelpunkt ihres Ortes. Als aber ein älterer Herr äußerte, er würde lieber einen Flüchtling bei sich zuhause aufnehmen als die Dorfwiese herzugeben, und ein junger Mann aus dem Publikum offen in die Runde fragte, wer denn sonst noch dazu bereit sei, hoben sich keine Hände.
So wird es, wenn nicht quasi über Nacht ein Alternativstandort in Egg gefunden wird, weil z.B. das Land Gelände bereitstellt, das der Uni gehört, wohl doch eine Anschlussunterbringung in Egg auf der Dorfwiese geben. Die damit immer noch ein sehr großer, grüner Platz ist, auf dem sich jung und alt treffen können. Wenn sie denn wollen.
Text und Bilder: Christine Finke
Doch, die Hände heben sich – nämlich um mit dem Finger auf Andere (Verantwortlichen) zu zeigen! Wir sind alle gefordert – im Süden, dem Speckgürtel Deutschlands, erst recht.
Sehr geehrte Frau Finke,
in weiten Teilen ein sachlicher Bericht. Weshalb Sie dann allerdings unterschwellig den Eggern doch wieder Fremdenfeindlichkeit unterschieben, erschließt sich mir nicht.
„Fazit: Die Egger sagen, sie hätten nichts gegen Flüchtlinge, nur halt nicht auf ihrer Dorfwiese, dem Mittelpunkt ihres Ortes. Als aber ein älterer Herr äußerte, er würde lieber einen Flüchtling bei sich zuhause aufnehmen als die Dorfwiese herzugeben, und ein junger Mann aus dem Publikum offen in die Runde fragte, wer denn sonst noch dazu bereit sei, hoben sich keine Hände.“
Sie sind offensichtlich genauso mit Vorurteilen gegenüber den Motiven der Egger Bürger behaftet, wie sie den Eggern unterschwellig Vorurteile gegenüber Flüchtlingen vorwerfen.
Und dass man als Gradmesser für Fremdenfreundlichkeit oder -feindlichkeit die Reaktion auf eine dahingeworfene Frage nach der Bereitschaft, einen Flüchtling bei sich aufzunehmen, nimmt, ist einfach nur lächerlich. Das war wohl kaum der Rahmen, eine solche weitreichende Bereitschaft öffentlich zu bekunden. Und jede vorschnell gegebene Antwort ist im Zweifelsfall so oder so nur ein Lippenbekenntnis. Weshalb sich nun aber Egger – und offenbar nur die Egger – rechtfertigen sollen, weshalb Sie nicht bereit wären – aus welchen Gründen auch immer -, einen Flüchtling bei sich Zuhause aufzunehmen, bleibt wohl Ihr Geheimnis. Ich bin mir allerdings sicher, Frau Finke, dass bei Ihnen schon die ersten Flüchtlinge wohnen.
R. Müller
Vertriebener, Sowjetzonenflüchtling, der schon ein halbes Jahr eine Flüchtlingsfamilie in der Wendezeit bei sich aufgenommen hat.
Hallo Herr Müller,
im Artikel steht nichts von Fremdenfeindlichkeit. Dies wäre für Egg auch der falsche Begriff. Aber ich stand mit im Publikum und der ein oder anderen gemurmelten Äußerung war doch anzumerken, dass es eine gewisse Zurückhaltung gegenüber Fremden gibt. Dies zu merken ist durchaus wichtig und sollte bei einer Integration auch eine Rolle spielen. Denn direkte Kontakte mit dem Fremden halte ich noch immer für das beste Mittel solche unbegründeten Ängste abzubauen.
Wenn Sie das mit Ihrem Hintergrund aus der daraus resultierenden Erfahrung anders sehen, so berichtigen Sie mich gerne.
Viele Grüße
Matthias Schäfer