Einen Flughafen bekommt man nie wieder.

Das Junge Forum Konstanz spricht sich klar für den Erhalt des Flugplatzes nach dem 2018 beschlossenen Kompromiss aus. Wir können die Geheimniskrämerei in der Diskussion um diese wichtige Infrastruktur nicht nachvollziehen und wünschen uns eine öffentliche Debatte darüber, was der Flugplatz besonders in Zukunft leisten kann.

Unbestritten ist, dass die Anlage mittlerweile in die Jahre gekommen ist und eine Weiterentwicklung dringend nötig ist. Dennoch zeigt das hohe Verkehrsaufkommen, dass der Platz schon jetzt angenommen wird und wichtiger Teil der Infrastruktur der Stadt ist. Trotz der veralteten Infrastruktur erwirtschaftet der Platz einen Überschuss und belastet die Stadtkasse nicht[1]. Auch im Sinne der Katastrophenvorsorge (z.B. Rettungsflüge wie schon oft geschehen) und der wirtschaftlichen Bedeutung stellt der Flugplatz eine unterschätzte Ressource dar. Darüber hinaus erwarten wir, dass die wirtschaftliche Bedeutung des Flugplatzes in Zukunft deutlich zunehmen wird:

Kurz- bis mittelfristig spielt der Flugplatz eine wichtige Rolle bei der Unterstützung des Spitzenforschungszentren der Biologie an der Universität und dem Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie. In diese Aushängeschilder der Konstanzer Wissenschaft fließen jährlich hohe Fördersummen im sechsstelligen Bereich, durch die ein einzigartiges Forschungsökosystem mit einer dreistelligen Anzahl an Arbeitsplätzen entstanden ist. In mehreren öffentlichen Stellungnahmen schon hat einer der Leiter des Max-Planck-Instituts, Prof. Dr. Martin Wikelski (z.B. [2]), die hohe Bedeutung des Flugplatzes für die weitere Entwicklung dieser weltweit anerkannten Forschungsinfrastruktur betont.

Mittel- bis langfristig erwarten wir, dass neue Technologien im Güter- und Personentransport den Luftverkehr revolutionieren werden, vor allem im Bereich Co2-neutraler regionaler Luftverkehr durch elektrische Triebwerke, wie er schon in Norwegen praktiziert wird (z.B. [3]). Große Forschungsvorhaben der EU wie die CleanSky-Initiative beschäftigen sich intensiv mit neuen Technologien in diesem Sektor[4]. Daneben erschließen sich völlig neue Dimensionen für die Logistik von zeitkritischen Produkten (z.B. auch Arzneimittel) durch autonome Frachtdrohnen. Dass dies keine Zukunftsmusik mehr ist, zeigen nicht nur Modellversuche, sondern auch die Initiativen der europäischen Luftfahrtsicherheitsbehörde EASA, durch die derzeit ein europäischer Standard für die Regelung von autonomem Luftverkehr erstellt wird[5]. Dies zeigt, dass die Technologie reif ist und unweigerlich kommen wird. Es wäre fatal und kurzsichtig, sich in Konstanz als innovativem Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort ohne Not von dieser Entwicklung auszuschließen.

Abschließend bleibt zu sagen, dass aufgrund der Kategorisierung des Geländes als Hochwassergebiet selbst durch eine Schließung des Flugplatzes nur die Hälfte des freiwerdenden Gebietes erschlossen werden könnte – und damit kaum mehr, als im Kompromiss von 2018 erreicht wird. Das Junge Forum Konstanz sieht keine Notwendigkeit, diese Entscheidung erneut zu diskutieren, und hat sich schon 2017 genau so geäußert[6]. Es wäre sogar eine fatale, weil nicht rückgängig zu machende Entscheidung, den Flugplatz zu schließen.

Viel mehr muss erörtert werden, inwiefern der Flugplatz weiterentwickelt werden kann, um fit für die zukünftigen Entwicklungen und ein Vorreiter für nachhaltigen Flugverkehr werden zu können. Dazu fordern wir eine offene Diskussion und die Anhörung aller, die Ideen beitragen können oder investieren wollen.


[1] https://www.konstanz.de/site/Konstanz/get/params_E-2079770844_Dattachment/150757/Beteiligungsbericht%202019.pdf
[2] http://www.pro-flugplatz-konstanz.de/wp-content/uploads/2015/08/Wikelski-an-Oberbuergermeister-wegen-Flugplatz-Konstanz.pdf
[3] https://aerobuzz.de/luftverkehr/auf-kurs-zu-einem-elektro-regionalflugzeug-im-jahr-2026/
[4]
https://www.cleansky.eu/
[5] https://www.easa.europa.eu/sites/default/files/dfu/Opinion%20No%2001-2020.pdf
[6] https://jungesforumkonstanz.de/2017/09/17/offener-brief-zum-thema-flugplatz-konstanz/

Bild: Mit freundlicher Genehmigung von Alexander Jäger

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